Wenn ich mir einen neuen Hund in eine neue Umgebung hole, weiß ich in der Regel, wie die Ahnentafel aussieht und wie die Prüfungsergebnisse der Vorfahren aussehen. Darüber hinaus kann ich
mir die Haltungsbedingungen anschauen und mit dem Züchter über meine Fragen sprechen. Wenn es möglich ist, kann ich den Wurf in den ersten 8 Wochen seines Lebens mehrfach besuchen und
versuchen meinen Liebling heraus zu finden. Wenn ich dann früh genug war und als Erster aussuchen durfte, bekomme ich meinen Liebling.
Ist dann alles gut?
Kann ich sicher sein, dass ich genau den Hund haben werde, den ich mir in 2 Jahren (nach abgeschlossener Ausbildung) vorstelle?
Der durch und durch gesund sein wird und damit leistungsstark?
Der lernwillig und arbeitsfreudig damit leistungsstark sein wird?
Der ruhig und ausgeglichen in meinem Büro liegt und geduldig auf mich wartet, ohne andere zu belästigen?
Der das Wild so anzeigt, dass ich viel jagdlichen Erfolg habe?
Der sich auf dem Jagdwagen und im Feld keinen Raufereien hingibt?
Der kommt, wenn ich nur einmal rufe, auch hinter Wild?
Der mit meinen kleinen Kindern so umgeht, dass ich mir keine Gedanken machen muss?
Der neue Situationen ruhig und gelassen beobachtet, beurteilt und dann wie vorher gelernt handelt, sie nicht ohne Kopf beherrschen will?
Der mit mir in die Stadt geht und sogar mutig in einen Laden folgt, unbekannte Gittertreppen begeht, ohne Angst vor der plötzlichen bunten Welt....
etc.,etc.
Diese Liste der Wünsche und Erwartungen kann sicher beliebig erweitert werden…..
Ja, ich kann mir meinen Hund dahin entwickeln…….wenn ich……
-ihm eine Chance gebe, es vorher zu lernen. In kleinen gerechten Schritten, ohne ihn zu frustrieren und in ‚Gelernter Hilflosigkeit‘ zu erstarren.
Egal wieviel mir der Vorbesitzer erzählt hat und an Tipps gegeben hat: Ich bin ein anderer Mensch mit anderen Verhaltensweisen, mit anderer Gestik und Mimik. Mein Hund muss mich lesen lernen und
viel wichtiger, ich muss ihn lesen lernen. Wenn ich eine Erwartung an das Verhalten meines Hundes habe, muss ich im diese Erwartung erst erklären. D.h. ich muss es mit ihm Schritt für
Schritt durchgehen und schauen wo er mich schon versteht und wo nicht. Dieses gilt grundsätzlich und immer bei jedem neuen Hund-Besitzer-Verhältnis. Erst so kann eine Hund-Besitzer-Beziehung
positiv entwickelt werden. Ein Hund der hier schlechte Erfahrungen sammeln muss, weil er nicht verstanden wird, kann eine sehr negative Entwicklung zeigen.
Hier gilt der Grundsatz: Erziehung und Training sind dann gut, wenn ich Entwicklung in die richtige Richtung erkennen kann.
Erkenne ich diese Entwicklung nicht, muss ich mein Verhalten und mein Programm verändern und an den Hund anpassen. Solange bis ich erkennen kann, dass das Ergebnis (gewünschtes Verhalten) besser
wird.
Hier ist immer der Ausbilder verantwortlich für das Ergebnis und nicht der Hund!
Diese Grundlagen gelten übrigens für Hunde in jeder Altersgruppe.
Wenn ich einen Hund mit VGP-Prüfung kaufe, muss ich trotzdem mit ihm viel üben und und trainieren, bevor ich mit ihm auf eine Gesellschaftsjagd gehe.
Hier gilt: wer das nicht tut, der kann keine Freude an seinem Hund behalten, da kein Vertrauensverhältnis wachsen kann und der Hund keine Führung und Bindung hat.
Natürlich macht hier ‚Erfahrung und Händchen‘ den Unterschied.